Kies und Sand gehören zu den am meisten geförderten Rohstoffen in Deutschland und werden vorwiegend in der Bauwirtschaft benötigt. Doch gerade die großflächige Förderung dieser Rohstoffe am Niederrhein sorgt schon lange für heftige Kontroversen in den Städten und Gemeinden des Kreises Wesel; umso mehr seit der Verabschiedung des neuen Landesentwicklungsplan (LEP) durch die CDU-Landesregierung. Denn statt die Möglichkeiten zur Auskiesung am Niederrhein weiter zu beschränken, finden sich neue Potenzialflächen in dem für den Kreis Wesel gültigen Regionalplan wieder. Der Regionalplan muss sich an den Vorgaben des Landesentwicklungsplanes orientieren.
Dabei gibt es Alternativen zum Kiesabbau: „Die HDB-Recycling GmbH in Hünxe-Bucholtwelmen verwertet mineralische Abfälle, vor allem Bauschutt, zu hochwertigem, recyceltem Kies, Sand und Stein“, erklärt der SPD-Bundestagskandidat Rainer Keller. Gemeinsam mit Vertretern der SPD Hünxe und Rheinberg hatte er das Unternehmen besucht. Keller: „Hier zeigt sich ein großes wirtschaftliches Potenzial, das Arbeitsplätze schafft und gleichzeitig Umwelt wie Landschaft schützen kann. Mit 218,8 Mio. Tonnen waren mineralische Bauabfälle 2018 die mengenmäßig größte Abfallgruppe in Deutschland. Doch nur rund 7 Prozent dieser Mengen werden recycelt und in der Asphalt- und Betonherstellung eingesetzt. Das meiste wird als Verfüllung für übertägige Abgrabungen, im Deponiebau und als grober Schutt im Straßenbau genutzt.“
HDB-Geschäftsführer Mirco Ćurić ist überzeugt: Recycelter Kies könne in den meisten Fällen geförderten Kies ersetzen. Bei bis zu 90 Prozent aller möglichen Bauvorhaben soll die Qualität von Beton aus recycelten Gesteinskörnungen ausreichend sein. Das Potenzial hat offenbar auch die Europäische Union entdeckt. Denn HDB will im kommenden Jahr seine Anlagen erweitern, die perspektivisch zwei Kieswerke ersetzen könne. Brüssel fördert das Projekt mit einer Millionensumme.
Die Gemeinde Hünxe unterstützt das Vorhaben von HDB Recycling. „Das ist Zukunftsmacht aus dem kleinen Hünxe“, meint Jan Scholte-Reh, hiesiger SPD-Vorsitzender und Ratsmitglied. „Unsere Rohstoffe sind endlich, doch die Bauwirtschaft boomt mehr denn je und braucht beständigen Nachschub. Um Umwelt und Landschaft zu schützen, müssen wir im Bausektor eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft etablieren. Da findet gerade ein Umdenken statt und HDB Recycling gehört zu den Pionieren mit viel Potenzial. Die Pläne von HDB werden daher überparteilich von allen Fraktionen im Rat unterstützt.“
Der Rheinberger SPD-Fraktionsvorsitzende Philipp Richter bekräftigt die Notwendigkeit einer Baustoffwende. „Die Endlichkeit der Rohstoffe und vorhandenen Flächen müssen perspektivisch zu einem Umdenken führen,“ meint Richter. „Wir können es uns nicht leisten, wertvolle Rohstoffe als vermeintliche Abfälle weiterhin zu entsorgen. Deshalb brauchen wir besseres Recycling und Substitution.“ Rechtssichere Kriterien für den Einsatz von Recyclingbaustoffen im Bau und moderne Anlagen zur Aufbereitung mineralischer Abfälle in ganz NRW seien ein wichtiger Schritt hin zum perspektivischen Kiesausstieg.